Am
6. Mai erwanderten wir von unserem Pilgerhaus in Tabgha aus die nähere
Umgebung. Davon hier einige Eindrücke.
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An
dieser Stelle, unweit der Kirche des Primats des Petrus, wo ein kleiner
Wasserfall in den See Genesaret sprudelt, könnte die Berufung der
ersten Jünger stattgefunden haben. Der Hügel bildet eine Art
natürliche Arena; und wenn jemand vom Boot aus spricht, wird die
Stimme vom Wasser weithin getragen. |
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Die
Jüngerinnen und Jünger scharen sich um ihren Rabbi.
Auf dem Weg zum Berg der Seligpreisungen... |
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Ein
Blick über den See vom Eremoshügel aus Richtung Magdala.
N.B. In der Eremoshöhle wohnt eine richtige Schlange, die aber nur
nachts aktiv wird. |
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Kapernaum (Kafarnaum)
wurde von Jesus als seine zweite Heimat gewählt. Hier lebte er im
Hause des Petrus und hier heilte er, betete er, lehrte und predigte er in
der dortigen Synagoge, über die Ankunft des Reich Gottes.
Heute ist Kapernaum nur noch eine Ausgrabungsstätte, zur Zeit Jesu war es
jedoch eine größere Stadt am See. Sie lag an der römischen
Verbindungsstraße an der Grenze der Gebiete von Herodes Antipas und
seinem Bruder Philippus. Der größte Teil der alten Stadt liegt noch
unter den Trümmern begraben, jedoch konnte unter anderem schon das Haus
von Petrus, eine große Synagoge und Ruinen von Häusern und Straßen,
sowie achthundert Meter Uferpromenade freigelegt werden.
Am eindrücklichsten sind die Ruinen der Synagoge aus dem 4. Jht. Unter
dem Fußboden wurde ein früherer Boden entdeckt, der ganz aus behauenen
Basaltsteinen besteht. Da er zu groß für ein Privathaus ist, war er
vermutlich Teil einer früheren Synagoge, vielleicht aus der Zeit von
Jesus.
Dreißig Meter von der Synagoge entfernt, wurde ein weiteres Bauwerk
entdeckt. Es besteht aus drei Bauperioden: einer oktogonalen Kirche aus
dem 5. Jht; einem domus ecclesia - heiliges Haus - aus dem 4. Jht.,
welches mit Graffiti von christlichen Pilgern dekoriert war; und den
Ruinen eines Hauses aus dem 1. Jht. Diese Funde, verbunden mit der
Beschreibung des domus ecclesia einer Pilgerin aus dem 4. Jht. (Eteria)
beweisen, dass dieses Haus schon im 4. Jht. als das Haus von Petrus
angesehen wurde. |
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Der
Übersichtsplan. A: Synagoge, B: Insula Sacra, C: Areale 2 - 11 |
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Die
im griechisch-römischen Stil erbaute Anlage stellt die imposanteste
Synagogenruine Galiläas dar. |
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Ein
Blick nach rechts in die angebaute Säulenhalle. |
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Eine
Rekonstruktion der Synagoge im Pappmodell. |
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Die insula sacra (heilige Insel)
zur Zeit Jesu
Das nach der Überlieferung als Haus des Petrus identifizierte Gebäude
war nahe am Seeufer gelegen. An seiner Ostseite verlief die Hauptstraße
des Dorfes in Nord-Süd-Richtung. Mehrere überdachte Räume teilten sich
weiträumige Höfe mit Treppen und Feuerplätzen. Die christliche Gemeinde
von Kafarnaum konzentrierte sich vor allem auf einen quadratischen Raum.
Das domus ecclesia (Hauskirche)
aus dem 4. Jahrhundert
Im späten 4. Jht. n. Chr. ist ein besonderer Raum des Petrushauses (5,80m
x 6,45m) zu einer Hauskirche umgeformt worden, d.h. er wurde für
religiöse Versammlungen gebraucht. Um das Haus herum wurde eine Mauer
gezogen, die einen Durchmesser von 112,55m umfasst. Aus dem Raum wurde
eine dreiteilige Struktur, indem ein zentraler Bogen eingezogen und ein
Atrium ((Säulen-)Halle) angebaut wurde.
Ein farbiger Fußboden ersetzte die weiß gepflasterten Böden aus dem 1.
Jahrhundert, während die Innenwände neu verputzt und bemalt wurden.
Christliche Pilger haben viele Inschriften in griechisch, aramäisch,
syrisch und lateinisch hinterlassen.
Eteria bezieht sich in ihrem Pilgerbericht aus dem späten 4. Jahrhundert
auf diese Hauskirche, wenn sie schreibt: "Das Haus des
Apostelfürsten (d.h. des Petrus) ist in eine Kirche umgewandelt worden.
Die Wände (des Hauses) jedoch stehen noch so, wie sie waren." |
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Ein
Blick in das sogenannte Haus des Petrus in Kafarnaum. |
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Sicht
vom
Haus des Petrus aus auf die Synagoge. |
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Tabgha
An den Ufern des Sees Genesaret, drei Kilometer westlich von Kapernaum,
befinden sich in einer kleinen Senke sieben Quellen, die sich alle in den See
ergießen. Das Wasser ist teilweise so warm, dass die Fische sich hier
besonders gerne aufhalten und dies ein bevorzugter Angelplatz für die Fischer
ist. Aus dem griechischen Namen Heptapegon (die sieben Quellen) ist über die
Jahrhunderte der heutige Name "Tabgha" geworden.
Nach alter Überlieferung ist dies der Ort, wo drei Begebenheiten stattfanden:
das Wunder der Vermehrung von Brot und Fisch, die Bergpredigt und die
Erscheinung Jesu vor den Jüngern nach seiner Wiederauferstehung. Im 4. Jht.
wurden hier für jede der drei Begebenheiten Kirchen errichtet.
Diejenige Kirche die der Brotvermehrung geweiht war, wurde in den 30er Jahren
des letzten Jahrhunderts ausgegraben. Dort wurde eine kleine Kapelle entdeckt,
der Ende des 4. Jht. eine große Kirche mit Klöstern und Pilgerherbergen
angegliedert worden war. Nach dem persischen Einfall im Jahre 614 wurde die
Stätte zerstört und verlassen.
Die eindrücklichsten Funde in Tabgha sind die realistischen Mosaiken, die
einst die Kirche dekorierten. Der Altar der Kirche war über den gewachsenen
Felsen gebaut, welches vermutlich der Tisch des Herrn war, auf dem sich die
Speise für die Fünftausend befand. Auf dem Mosaik daneben sind die Fische
und ein Korb mit Brotlaiben.
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Blick
auf die Kirche der Brotvermehrung (Benediktinerabtei) in Tabgha. |
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Das
bekannte Motiv der Brotvermehrung im Bodenmosaik.
In der Schrift ist von fünf Broten die Rede, hier sind aber nur vier zu
sehen. Bist du bereit, auch dein Brot, dein Talent und dein Leben dazu
zu tun, damit viele Menschen Stärkung finden? (Mk 6,30-44) |
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